Es war in der Tat eine Leistungssteigerung im Vergleich zum Auftaktspiel gegen Mexiko, das steht außer Frage nach dem hochverdienten 2:1-Sieg gegen die schwedische Nationalmannschaft, allerdings hat in dem Spiel absolut nicht alles geglänzt, ganz im Gegenteil, es war im Ganzen betrachtet schon noch ein Spiel, welches von teilweise kapitalen Fehlern der deutschen Mannschaft begleitet wurde, aber was man dem Team absolut nicht absprechen konnte, war die Einstellung und der unbändige Wille, auch nach dem Platzverweis gegen Jerome Boateng, das Spiel noch unbedingt biegen zu wollen. Das war im ersten Spiel in keinster Weise zu sehen ….
Chronologisch betrachtet war es für mich erstmal extremst überraschend was im Vorlauf des Spieles „erfahren“ habe: Kein Özil, kein Khedira – für mich war es nach dem ersten Spiel die logische Konsequenz, als ich dann noch erfahren habe, dass die deutschen mit einer Doppelspitze Werner / Gomez spielen, war ich mir nicht mehr so sicher, ob das alles stimmt, was mir übermittelt wurde… Aber zumindest die Herausnahme von Özil/Kheidra haben sich dann doch bestätigt und somit stand einem tollen Fußballabend nichts mehr im Wege: Und es ging ja auch fantastisch los – wenn die Deutschen nach 10-15 Minuten mit 2 oder 3 Toren in Führung gelegen hätten, hätten sich die Skandinavier nicht beschweren können. Aber nach der ersten Viertelstunde ging es langsam wieder los, spätestens aber nach dem Nasenbeinbruch von Sebastian Rudy war irgendwie diese Leichtigkeit abhanden gekommen und die Schweden erzielten in der Tat das 1:0 nach einem katastrophalen Pass von Toni Kross. Tonio Kroos war auch derjenige neben Thomas Müller, der immer noch weit weg war von annähernd Normalform und deren Aufstellung im Moment noch zu hinterfragen ist…. Gündogan kam für Rudy ins Spiel und man sah ihm das ganze Spiel schon seine Unsicherheit mit der „ganzen Situation“ an, trotzdem hat er einen deutlich besseren Job gemacht als Khedira gegen Mexiko.
Die Verteidigung als Schwachstelle ?
Die Hereinnahme von Jonas Hector wirkte sich extrem positiv auf die gesamte Balance im Defensivverbund aus, weil eben auch über seine linke Seite wieder was nach vorne ging, was mit Plattenhart gegen Mexiko gar nicht der Fall war. Damit hatte auch Joshua Kimmich auf der rechten Seite wesentlich mehr Raum und Zeit. Die Innenverteidigung ist schwer zu beurteilen: Boateng hat meiner Meinung nach seinen Zenit deutlich überschritten und Hummels-Ersatz Rüdiger war sehr nervös hat auch eine Fehlpässe fabriziert, die nicht nötig waren. Boateng holt sich eine gelbe Karte ab und begeht 10 Minuten vor dem Ende ein fast schon „Direkt-Rotwürdiges“ Foul – was erwartet er denn, was der Schiri macht, außer eine zumindest Gelb-Rote Karte. Überheblich wirkte das ….
Defensives Mittelfeld mit Licht und Schatten
Überheblich wirkte auch Toni Kroos, dementsprechend war auch sein Passspiel mit vielen kleineren Fehlern, und eben dem einen großen Fehler, der das 0:1 bedeutete. Trotzdem war es eine Steigerung zum ersten Spiel, aber bei Weitem noch nicht in „Real-Form“ – und am Ende in Minute 95 macht er eben das 2:1 – das zeigt wiederum seine Qualität, die er im Moment leider nicht zeigt im DFB-Dress. Sebastian Rudy hat sehr gut gespielt, musste eben nach dem üblen Treffen und dem damit verbundenen Nasenbeinbruch leider ausgewechselt werden. Gündogan der „übernahm“ war sehr nervös, aber – nennen wir es mal solide, aber etwas ängstlich, hätte sich durchaus etwas mehr zutrauen können.
Die Offensive war fast in Normalform
Fast aber auch nur, weil doch noch einiges gefehlt hat, allen voran bei Thomas Müller. Nachdem Jogi Löw endlich mal Mesut Özil auf die Bank gesetzt hat seit 2010, könnte das Schicksal evtl auch einem Thomas Müller ereilen, der im Moment eine WM zum Vergessen spielt. Im Vergleich zu Özil sieht man Müller aber den Willen was zu bewegen wollen an. Reus hat stark gespielt, hat sich auch sein Tor zum zwischenzeitlichen 1:1 auch redlich verdient, er muss definitiv weiterhin Stammelf bleiben. Wohingegen Julian Draxler auch eher durchwachsen spielte, allerdings auch 2-3 mal mit Schiedsrichterentscheidungen haderte, als diverse Schweden sehr theatralisch zu Boden gingen nach maximal „zarten“ Berührungen Draxlers, scheinbar war der Schiri nicht gut auf ihn zu sprechen, insofern, und auch aufgrund des Spielstandes war der Wechsel Draxler raus, Gomez rein wichtig und richtig. Gomez …. Österreich EM …. Mehr sag ich nicht mehr – haut er das Ding diesmal aus 5 Meter in den Nachthimmel von Sotschi – klar hat der Assistent auf Abseits entschieden, aber wäre er drin gewesen, hätte der Video-Assistent eingegriffen und das Tor bestätigt. Mann Mann Mann, obwohl er echt gut geackert und gearbeitet hat, dann wieder so einen zu verballern – das wäre das 2:1 gewesen und die Schweden hätten schon viel früher kommen müssen, aber nun gut. Timo Werner hat mehr als ordentlich gespielt, in der zweiten Halbzeit dann mehr über die Aussenbahn, die Linke war es dann auch, die zum dem Freistoß führte, den Toni Kroos zum vielumjubelten Siegtreffer einnetze und auch das 1:1 vorher hat er vorbereitet. Julian Brandt mit seinem Kurzeinsatz hat wieder, wie gegen Mexiko, für einen Glanzpunkt gesetzt: Er hat 2 Minuten vor dem 2:1 bereits die Führung auf dem Fuß, trifft aber aus der Distanz nur den Pfosten.
Zeitspiel Deluxe
Auch wenn Thomas Müller auf dem Platz nicht seinen besten Tag hatte, im Fernsehinterview danach hat er es komplett auf den Punkt gebracht: Die Schweden haben quasi aber der ersten Minute, spätestens aber nach ihrem Führungstreffer sowas von auf Zeit gespielt, dass sie mit 5 Minuten Nachspielzeit am Ende noch richtig gut bedient waren. Klar kann man darüber diskutieren ob die Schweden vor dem 0:1 noch einen Elfmeter hätte bekommen können bzw müssen, doch hätte es diesen gegeben, wäre das extreme Zeitspiel nur noch früher losgegangen. Und eine rote Karte hätte es dann nicht gegen dürfen. Also sehr entspannt was diese Situation betrifft.
Bleibt zu hoffen, dass Jogi Löw nicht wieder zurückfällt was die Aufstellung anbelangt. Südkorea ist keine Laufkundschaft und man muss um sicher weiter zu kommen mit 2 Toren Differenz siegen. Ein 1:0 kann zum Beispiel zu wenig sein, wenn Schweden 2:1 gewonnen würde. Die witzigste Konstelleation gäbe es wenn sowohl Deutschland als auch Schweden mit dem gleichen 1-Tore-Vorsprung-Ergebnis gewinnen würden, also 1:0, 2:1, 3:2, etc. Dann wären Mexiko, Schweden und Deutschland Tor- und Punktgleich…. Was dann ? Losentscheid? Oder Fifa-Ranking? Aber dem kann die Mannschaft ja entgegenwirken mit einem Sieg mit zwei Toren Unterschied …