Am 30.09.2016 war es dann soweit: Die Lokalisten gingen in die Geschichte ein, als das nächste Social Network, welches klein bei geben musste und so die Pforten schloss. Seit Mai 2005 gab es die Lokalisten, guten 11 Jahre später sind sie nun Geschichte. Sehr schade, dass wieder ein Portal, was gerade auf dem deutschen Markt sehr lange beliebt war, nun nicht mehr existent ist. Lokalisten.de leitet aktuell auf Pro7 in den Videobereich weiter, sicherlich kein besonderer Mehrwert für die ehemaligen Lokalisten-User.
Gründungszeit der Lokalisten
Nach der Gründung im Mai 2005 hat es Lokalisten.de sehr schnell geschafft eine große Menge an User zu generieren, dies lag natürlich auch daran, dass damals so eine Art Aufbruchsstimmung herrschte, was solche Plattformen , die soziale Netzwerke anboten, betraf. Nach gut einem Jahr hatten die Lokalisten bereits über 300.000 registrierter Nutzer und es nahm bis ins Jahr 2010 stetig und nachhaltig zu. Dies lag natürlich auch am Engagement der ProSiebenSat.1 Media AG, diese übernahm ab 2008 immer mehr Anteile an den Lokalisten. Die ProSiebenSat.1 Media AG sah sich seinerzeit natürlich auch gezwungen auf den Social-Network-Zug aufzuspringen, nachdem bereits die RTL-Gruppe den Konkurrenten Wer kennt wen übernommen hatte. Es trug natürlich auch hier ertsmal Früchte und nicht nur auf Kölner RTL-Seite, sondern auch auf Münchner ProSiebenSat.1-Seite war der Erfolg mit den Localisten sehr groß und erstmal sehr nachhaltig.
Ein bisschen Demographie
Die Struktur der Mitglieder ist wohl auch auf den Start-Standort der Lokalisten zurückzuführen: In München ging sehr viel, was Nutzergruppen anbetraf, aber auch weitere süddeutsche, bzw. bayerische Städte waren durchaus als Lokalisten-Hochburgen zu bezeichnen, ebenso in Teilen Österreichs waren die Lokalisten sehr verbreitet. Aber natürlich waren auch in anderen Großstädten, wie Berlin oder Frankfurt waren Lokalisten sehr stark präsent.
Die regionale starke Verankerung im Süden Deutschlands war sicherlich auch ein Grund der Anmeldepolitik bei den Lokalisten: Man konnte sich nur anmelden wenn man von einem bereits bestehenden Mitglied eingeladen worden ist. Dies hat sicherlich auch dazu beigetragen, dass es regional durchaus solche Nutzer-Unterschiede gab. Dieses Anmelde-System wurde dann aber aufgegeben und sogenannten Neulinge konnten sich dann auch ohne Einladung auf lokalisten.de anmelden, allerdings war der Nutzungsumfang auf der Seite etwas eingeschränkt.
Funktionalität des sozialen Netzwerks
Lokalisten hatte von Anfang an schon einen recht großen Umfang an Funktionen, die auch stetig erweitert und ausgebaut wurden, so findet man heute noch etliche Parallelen zwischen den Lokalisten und anderen aktiven Plattformen, wie auch Facebook. Freundesanfragen, Fotoalben, Profil-Interaktionen waren auf Lokalisten natürlich auch selbstverständlich, es war zwar keine Pionierleistung der Lokalisten, aber trotzdem sehr gut und sauber umgesetzt, so dass es sehr modern und fortschrittlich genutzt werden konnte.
Neben diversen Möglichkeiten einen Chat zu führen, z.B. in diversen Räumen oder auch 1-zu-1-Chats, gab es auch sogenannte Homebases. Eine Heimatbasis stellte den angegebenen Wohnort des Nutzers dar. Natürlich hat sich eine enorme Anzahl an Homebases etabliert, die vor allen, eben der geografischen Nutzerstruktur auf lokalisten.de folgte und im süddeutschen Raum lag. Inzwischen hat sich das Wort Homebase sogar schon teilweise „eingedeutscht“ und wird von immer mehr (v.a. jungen) Menschen genutzt um seinen Heimatort „cool“ darzustellen. Sicherlich ist dieser Anglizismus auch auf den Gebrauch auf lokalisten.de zurückzuführen.
Der Niedergang der Lokalisten
Der Untergang der Lokalisten ist recht schnell erzählt: Peek war ca. 2010 mit zwei Millionen aktiven Nutzern, im Jahr 2011 waren es schon deutlich unter einer Million. In 2014 wurde die halbe Millionen unterboten, ehe im Juni 2016 es nur noch ca. 50.000 aktive Nutzer gab, dies veranlasste die Betreiber am 31.August 2016 alle registrierten Nutzer über die geplante Schließung des Portals samt Löschung aller Daten zu informieren, was nochmal zu einem kleinen Run auf lokalisten.de sorgte: Rund 600.000 User loggten sich nochmals ein, wohl aber eher um persönliche Daten, wie Fotos oder Nachrichten zu sichern.
Keine Chance gegen die Konkurrenz
Warum musste auch Lokalisten schließen? Das ist wie immer eine gute Frage, aber letzten Endes gilt hier das gleiche wie für alle anderen sozialen Netzwerke: Facebook hat mehr oder minder alles „platt“ gemacht und den kleinen regionalen Anbietern keine bzw. kaum Luft zum Atmen verschafft, wer es nicht rechtzeitig in eine passende Nische geschafft hat, ist gefressen worden oder an Nutzermangel gestorben. Und so ging es eben auch den Lokalisten. Keine wirklich passende Nische gefunden, was natürlich ehrlicherweise gesagt in diesem Umfeld auch verdammt schwer ist, und dann einfach keine Chance gehabt gegen die Übermächtigen Gegner aus den USA. Schade drum, Lokalisten war echt eine nette und angenehme Plattform.